
Bundesorganisationen der Hochschulseelsorge hinterfragen den Umgang der Erzdiözese Köln mit kritischen Positionen der KHG Köln
(Bonn, 20. November 2020) In den letzten Tagen haben verschiedene überregionale Medien darüber berichtetet, dass das Erzbistum Köln kritische Äußerungen von Mitarbeiter*innen der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Köln von deren Website habe entfernen lassen. Im Zuge dieses Vorganges ist es vorübergehend zur Schließung der gesamten Website gekommen. Sie ist jetzt wieder zugänglich.
Dieser Vorgang hat bei den Hochschulseelsorger*innen und bei den Studierenden in den Hochschulgemeinden in ganz Deutschland eine Welle der Empörung sowie der Solidarität mit der KHG Köln ausgelöst. Bundesweit erreichen die Hochschulgemeinden zahlreiche Anfragen von Studierenden und Professoren*innen, die einen solchen Eingriff in die Meinungsfreiheit nicht nachvollziehen können. Die Bundesorganisationen der katholischen Hochschulseelsorge sind über diesen Vorfall empört.
Katholische Hochschulgemeinden und Universitätszentren sind in besonderem Maße Orte des offenen Diskurses, in welchen junge Menschen die Erfahrung machen können, kritisch und frei über alle Fragen der Zukunft von Kirche und Gesellschaft zu denken und zu sprechen. In den Hochschulgemeinden finden Studierende kompetente Diskussions- und Gesprächspartner*innen. Die Themen des umstrittenen Positionspapiers der Kölner Hochschulseelsorger*innen sind auch die Themen des Synodalen Weges und werden dort offen und kontrovers diskutiert. Es ist deshalb nicht nachvollziehbar, weshalb ein Bistum mit so drastischen Schritten gegen ein solches Papier vorgeht. Aus unserer Sicht gibt es vielfältige Möglichkeiten, ein Positionspapier in einem offenen Diskurs neben andere Positionen zu stellen und zu diskutieren. Zusätzlich hat der Ausfall der gesamten Website in der kontaktarmen Corona-Zeit den Zugang zu den seelsorglichen Angeboten der Hochschulgemeinde erschwert.
Die Maßnahmen, die durch das Erzbistum Köln ergriffen worden sind, haben sämtliche Vereinbarungen über einen offenen, angstfreien Diskurs innerhalb unserer Kirche konterkariert, wie sie zuletzt von den Bischöfen und allen anderen Beteiligten im Synodalen Weg vereinbart worden sind. Diese Diskrepanz im Reden und Handeln verunsichert die aktiven haupt- und ehrenamtlich Tätigen in den Hochschulgemeinden. Sie stellt bei vielen Studierenden und Professor*innen die Glaubwürdigkeit der Hochschulgemeinden als Orte des vorurteilsfreien Diskurses in Frage. Mit Recht gewähren die Bistümer den Hochschulgemeinden eine große Handlungsfreiheit, denn ohne sie ist es weder möglich, im Raum der Hochschule Zeugnis für den Glauben abzulegen, noch mit Studierenden, Forschenden und Lehrenden in einen konstruktiven Austausch über Fragen von Menschenwürde, Bewahrung der Schöpfung, Frieden und Gerechtigkeit zu kommen.
Wir, die Vertreter*innen der Konferenz für Katholische Hochschulpastoral (KHP) und der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschulgemeinden (AKH) sowie unserer Dachorganisation, dem Forum Hochschule und Kirche e.V. (FHoK), hoffen, dass die Verantwortlichen im Erzbistum Köln schnell Mittel und Wege finden, das verlorene Vertrauen in die Freiheit der Meinungsäußerung unter den Mitarbeitenden der Kölner Hochschulgemeinde, unter den Studierenden, Forschenden und Lehrenden wiederherzustellen.
Christine Schardt Magdalena Schmitt Lars Hofnagel
(KHP Vorsitzende) (AKH Vorsitzende) (1. Vorsitzender des FHoK)
Dr. Lukas Rölli (0163) 339 23 67
Rote Karte an Kardinal Woelki! Ich bin empört und finde diese Art von Zensur und Unterdrückung als unerträglich! Er sollte selbst persönliche Konsequenzen ziehen, statt den Unterzeichnern des Positionspapiers durch eine Abteilungsleiterin arbeitsrechtliche Konsequenzen androhen zu lassen!
Marcus Krämer,
Rösrath
Vielen Dank für diese Stellungnahme. Der Vorgang ist skandalös und das Verhalten des Kölner Erzbischofs für mich nicht nachvollziehbar. Jede kirchliche Organisation, jedes Kirchmitglied weiß, dass sein Stellungsnahmen immer nur ein Diskussionsbeitrag sein können und keine “Entscheidung” darstellen. Warum hat man Angst vor der Diskussion? Warum handelt man nicht, in dem man sich dem Diskurs stellt, sondern nur durch autoritäre Entscheidungen?