Bundesweite pastorale Kooperationstagung fordert mehr Mut zu pastoralen Experimenten in der Stadt

Erste bundesweite pastorale Kooperationstagung zu “Neuen Räumen in der Stadt”

(Frankfurt-Bonn, 17. Juni 2016)   Die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj), das Forum Hochschule und Kirche (FHoK), die Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral der DBK (KAMP) sowie das Haus am Dom veranstalteten gestern Donnerstag, 16. Juni 2016, in Frankfurt erstmalig eine gemeinsame bundesweite pastorale Fachtagung zum Thema „Neue Räume in der Stadt. Christliche Lebensformen im urbanen Kontext“. An der Fachtagung nahmen über 90 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus verschiedenen Bereichen der Pastoralentwicklung in den Bistümer, aus der Hochschulseelsorge, aus pastoralen Cityprojekten und aus der kirchlichen Jugendarbeit teil.
Foto: Petra Dierkes (Köln), Christian Hermes (Stuttgart), Hubertus Schönemann (Erfurt), Christine Sentz (Berlin)

 

Die Stadt ist ein besonderer Ort. Sie kann auf vielerlei Weise wahrgenommen werden: als Ereignis, als Bedrohung, als Herausforderung, als Laboratorium, als Chance und Versprechen. Für Papst Franziskus ist die Stadt ein „vorzüglicher Ort für die neue Evangelisierung“ (Evangelii gaudium 73). Doch das Verhältnis der Christen zur Stadt ist eigentümlich zwiespältig. Der Begriff Stadt steht sinnbildlich für Schnelllebigkeit, Anonymität und Mobilität. Der Begriff Urbanität hingegen drückt ein Lebensgefühl aus, das von Lebensstilen, Präferenzen, Orientierungen und Individualität spricht. Städterinnen und Städter treiben zutiefst menschliche Fragen um, z.B. wie gelingendes Leben aussehen kann?

Die Fachtagung „Neue Räume in der Stadt“ ging dem Spezifikum von Pastoral in Städten, vor allem für mobile, urban geprägte (junge) Erwachsene nach. Das Anliegen war es, der Frage auf die Spur zu kommen, wie Pastoral und christliche Gemeinschaft in Städten zukünftig aussehen können? Dafür wurden zunächst Erwartungen und Wünsche von Menschen aus unterschiedlichen Lebenszusammenhängen gehört. Dabei wurde etwa deutlich, dass „urbane Menschen“ Gemeinschaft suchen, die sie in den traditionellen Formen kirchlicher Seelsorge oft nicht mehr finden. Auch die kirchliche Sprache wird oft als Hindernis wahrgenommen, da sie unverständlich erscheint. Die Erwartungen dieser Menschen an Partizipationsmöglichkeiten und Selbstbestimmung innerhalb von christlichen Gemeinden oder Gemeinschaften sind groß. Und für viele von ihnen haben konfessionelle Differenzierungen keine relevante Bedeutung mehr. Die Stadt bietet und fordert viele Möglichkeiten – auch für Christsein, Spiritualität und soziales Engagement. Eine solche Multioptionalität muss sich auch in der „amtskirchlich verantworteten“ Pastoral niederschlagen.

Den Erwartungen und Wünschen wurden Good-Practice-Beispiele gegenübergestellt, in denen die Experimentierfreudigkeit vieler Kirchen und Christengemeinden deutlich wurde. So stellten sich die „Jugendkirche Jona“ aus Frankfurt (www.jugendkirche-jona.de), das Stadtteilprojekt „Südsinn“ aus Münster (www.bistum-muenster.de/index.php?cat_id=20611), das Motoki-Kollektiv aus Köln (www.motoki-kollektiv.de), die Internetangebote „Kath 2:30“ und der Blog „Dei Verbum“ (www.katholische-citykirche-wuppertal.de/) und die Würzburger „Moonlight Mass” (www.moonlightmass.de/) vor und inspirierten die Teilnehmer der Veranstaltung.

In einer Abschlussrunde machte der Frankfurter Pastoraltheologe Wolfgang Beck darauf aufmerksam, dass die Kirche größtenteils noch einer agrarisch geprägten „Dorflogik“ anhängt, die im Kontrast zur städtischen, urbanen Logik steht. Christliches Leben werde als Kontrastprogramm zu urbaner Hektik und Getriebenheit inszeniert, das urbane Leben und dessen Dynamik mithin als eine tendenziell problematische Lebensform aufgefasst, innerhalb derer Kirche stabile, entschleunigte Biotope einrichte. Beck plädierte dafür, dass sich die Kirchen (Pfarreien, Dekanate u.a.m.) in den Städten stärker in einen „Unsicherheitsmodus“ begeben sollten. Sie sollten noch viel mehr Mut zu pastoralen Experimenten zeigen und auch Mut zum Scheitern: „Neben den vielen good-practice-Beispielen sollte ab und zu auch von den ,Desaster-Beispielen‘ erzählt werden. Von denen könnten wir auch einiges lernen.“

Zusammenfassung der Veranstaltung und der Abschlussdiskussion[8:07] (ausführliche Version s.u.)

Ansprechpartner für mehr Informationen:

Dr. Lukas Rölli (FHoK)      ">

Dr. Hubertus Schönemann (KAMP)     ">

Eileen Krauße (afj)      ">

Prof. Dr. Joachim Valentin     ">

PM-Fachtagung Neue Räume zum Download

Foto: KAMP ©

Ausführlicher Beitrag zu “Neue Räume in der Stadt” [1:00:08]

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