
Bundesweite Tagung der Hochschulseelsorger und Hochschulseelsorgerinnen in Deutschland sieht in der Armut unter Studierenden eine Herausforderung für Hochschulen und Kirche
Auch wenn Hochschulabsolventen im Blick auf ihre Chancen am Arbeitsmarkt und auf ihre Beteiligung am Gesellschaftsleben zu den Privilegierten gehören, darf nicht übersehen werden, dass an unseren Hochschulen ein Teil der Studierenden in relativer Armut lebt. Auf diese sozial- und bildungspolitische Problematik hat die Konferenz für Katholische Hochschulpastoral (KHP) auf ihrer diesjährigen bundesweiten Herbsttagung vom 11. bis 13. September in Bad Honnef hingewiesen. Sie fordert Hochschulen und Politik auf, die Problematik prekärer Studienfinanzierungen offensiv anzugehen und mehr für soziale Gerechtigkeit im Bildungsbereich zu tun. Der Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, Professor Joachim Metzner, hat die Hochschulseelsorger ermutigt, ihre anwaltschaftliche Stimme an den Hochschulen zu erheben, um das Tabuthema Armut unter Studierenden in die Diskussion zu bringen. In der konkreten materiellen Hilfe in Notsituationen, in der Beratung und Begleitung von Erstakademikern, in Aktionen zur Vermittlung günstigen Wohnraumes und in einer sozialen Staffelung der Mietpreise in den kirchlichen Studentenwohnheimen sieht die KHP Optionen kirchlichen Handelns im Einsatz für soziale Gerechtigkeit auf dem Campus.
Über 80 Hochschulseelsorgerinnen und Hochschulseelsorger sowie Verantwortliche aus den Bistumsleitungen haben sich bei der bundesweiten Jahrestagung der Konferenz für Katholische Hochschulpastoral (KHP) vom 10. bis 13. September in Bad Honnef intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie an den Hochschulen das Bewusstsein für die Problematik von Studierenden geweckt werden kann, die in relativer Armut leben. Bis zu 15 Prozent der Studierenden können ihren Lebensunterhalt nur sehr prekär finanzieren. Auch die materielle Situation von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist oftmals problematisch. Kinder aus einkommensschwachen und bildungsfernen Schichten ergreifen in sehr viel geringerem Maß als Akademikerkinder ein Studium, und sie werden mit ihren spezifischen Problemen an den Hochschulen kaum wahrgenommen.
Die Konferenz für Katholische Hochschulpastoral (KHP) sieht im anwaltschaftlichen Handeln für diese Gruppe von Studierenden und Hochschulmitarbeitern und in konkreten Unterstützungsangeboten eine Aufgabe der Kirche an den Hochschulen, der sich aus ihrer grundsätzlichen Option für die Armen ergibt. Gemeinsam mit anderen Akteuren an den Hochschulen wie den Studentenwerken, den Studierendenausschüssen oder neuen Initiativen wie Arbeiterkind.de wollen sich die Katholischen Hochschul- und Studierendengemeinden vor Ort für eine stärkere soziale Sensibilität von Hochschulen einsetzen. Als konkrete Handlungsfelder wurden die Entwicklung spezifischer Beratungs- und Begleitungsangebote für Erstakademiker, Aktionen zur Vermittlung günstigen Wohnraumes und auch der Aufbau von lokalen Fonds zur materiellen Hilfe in Notsituationen in den Blick genommen. Auch ein Überdenken der Vergabepraxis von Zimmern in den eigenen kirchlichen Wohnheimen und eine stärkere soziale Staffelung der Mietpreise hält die Konferenz für erforderlich.
Leseforum mit Hintergrundinformationen der Tagung: http://herbsttagung2012.wikispaces.com/
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