Europäische Konferenz der CCEE unterstreicht Rolle der Hochschulpastoral

Bildung an den Hochschulen humanisieren und Glaube und Wissenschaft in einen Dialog bringen

Rund 65 Delegierte von Bischofskonferenzen aus 23 Ländern Europas haben vom 27. bis 30. Januar bei einer Konferenz des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in München eine Standortbestimmung der Hochschulpastoral vorgenommen und Perspektiven für deren weitere Entwicklung diskutiert. Die Vertreter der Hochschulpastoral in Deutschland sehen sich in ihrer Arbeit bestärkt.

Erzbischof Vincent Nichols von Westminster, der Vorsitzende der zuständigen CCEE-Kommission, und der Münchener Kardinal Reinhard Marx, Schirmherr der Veranstaltung, betonten die Bedeutung, die den Hochschulgemeinden für eine Humanisierung von Studium und Wissenschaft und für den Dialog der Kirche mit den Wissenschaften zukomme. Der Austausch über Grundhaltungen und konkrete Angebotsformen in der Hochschulpastoral war für die Konferenzteilnehmer sehr fruchtbar. Die guten Vernetzungsstrukturen der Hochschulpastoral in Deutschlang stießen auf großes Interesse. Weniger als ein Fünftel der Studierenden in Deutschland sind nach deren Selbsteinschätzung heute noch als religiös interessiert zu bezeichnen. Gegenüber traditionellen wertorientierenden Instanzen wie Nation oder Kirche verhalten sie sich skeptisch. Eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielen Familie und Freundschaften. Dieser Befund des Konstanzer Hochschulforschers Tino Bargel stellte den Ausgangspunkt für den ersten Teil der CCEE-Konferenz dar, der sich mit der Situation der Studierenden und dem Zugang zu ihnen befasste.

“Der Blick auf die Wertorientierungen der heutigen Studierendengeneration lehrt uns, dass wir Studierenden und jungen Wissenschaftlern an den Hochschulen mit einer großen Offenheit für deren persönliche Lebensperspektiven begegnen müssen. Ihre Interessen und Potentiale müssen in unseren Hochschulgemeinden Wertschätzung finden, ihre Sorgen und Nöte ein offenes Ohr”, so fasst Hochschulpfarrer Matthias Haas aus Stuttgart, Vorsitzender der Konferenz für Katholische Hochschulpastoral (KHP), eine Erkenntnis aus der Konferenz zusammen. “Es ist ermutigend, dass die Umfragen der Konstanzer Arbeitsgruppe Hochschulforschung auch zeigen, dass das Interesse Studierender an den Angeboten von Hochschulgemeinden gegen den allgemeinen Trend wieder zunimmt.”

Sowohl Erzbischof Nichols wie auch Kardinal Marx betonten in ihren Beiträgen zur Konferenz die Bedeutung, die den Hochschulgemeinden für eine Humanisierung von Studium und Wissenschaft zukomme. Kardinal Marx bezeichnete die Hochschulgemeinden als “Orte der Nachhaltigkeit und Wesentlichkeit”. Er rief angesichts mancher Unzulänglichkeiten des Bologna-Prozesses dazu auf, an einer ganzheitlichen Bildung an den Hochschulen festzuhalten und bezeichnete die Präsenz der Kirche für wichtig, um die Auseinandersetzung um einen umfassenden Bildungsanspruch an den Hochschulen weiterhin zu fördern.

“Wir haben die Aufgabe, Freiräume für die Persönlichkeitsentwicklung von Studierenden zu schaffen und deren ethische Sensibilisierung zu fördern”, erklärt Robert Lappy, Fachbereichsleiter für Hochschulpastoral in der Erzdiözese München-Freising dazu. “Die Aussagen von Kardinal Marx sind eine Bestätigung für das hochschulpolitische Engagement mancher Diözesen und Hochschulgemeinden in den Bundesländern und für die aktive Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschulgemeinden (AKH) an den Diskussionen über die Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses auf Bundesebene.”

Zu einer umfassenden menschlichen Bildung an den Hochschulen gehört auch, Studierende zu befähigen, mit Pluralitäten umzugehen. Kardinal Marx ermutigte die Hochschulgemeinden ausdrücklich, den Dialog mit den Nichtglaubenden zu pflegen. Und er ergänzte: “Es gibt eine wachsende Zahl von muslimischen Studentinnen und Studenten. Deswegen ist gerade für die Hochschulgemeinden sehr wichtig, hier den Dialog zu suchen.” Auf der Konferenz wurde immer wieder unterstrichen, dass der Dialog zwischen Glaube und Wissenschaft integraler Bestandteil der Hochschulpastoral sei. Hochschulgemeinden leisteten einen entscheidenden Beitrag dazu, Wissen in einen Werterahmen zu stellen, betonte Kardinal Marx. “Dies kann sowohl im Gespräch mit Professorinnen und Professoren wie auch in Diskussionen unter Studierenden geschehen”, erklärt Matthias Haas von der KHP.

“In unseren überdiözesanen Qualifizierungsangeboten geben wir immer wieder Anregungen, diesen Dialog als Hochschulseelsorger und Studierende aktiv zu gestalten”, ergänzt Lukas Rölli, Geschäftsführer des Forum Hochschule und Kirche (FHoK), der bundesweiten Dachstruktur zur Unterstützung der Hochschulpastoral in den Diözesen. “Die intensive überdiözesane Vernetzungsarbeit der Hochschulpastoral in Deutschland, die wesentliche Impulse für die Qualitätsentwicklung dieses Arbeitsfeldes vermittelt, ist bei den europäischen Teilnehmern der Konferenz auf großes Interesse gestoßen.”

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Veröffentlicht in Allgemein

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